Witten setzt ein Erinnerungszeichen: Gegen das Vergessen der Gräueltat an Sinti

Gegen das Vergessen der Gräueltaten des Nationalsozialismus wird es in absehbarer Zeit ein neues Erinnerungszeichen in Witten geben. Das haben wir in einem gemeinsamen Antrag mit den Grünen in der letzten Ratssitzung durchgesetzt. Alle Ratsmitglieder sprachen sich dafür aus. Nur die AFD enthielt sich ihrer Stimme.

Ein Ort zum Gedenken

1943 wurden mehr als 60 Sinti von Witten aus in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht, die meisten von ihnen wurden dort ermordet. Doch heute erinnert am Ort des Geschehens nichts mehr an sie. „Darum wird es höchste Zeit, dass wir einen Ort zum Gedenken speziell für diese Opfer des Nationalsozialismus schaffen“, begründet unsere Ratsfrau Paulina Saelzer die Initiative, die sie gemeinsam mit unserem stv. Fraktionsvorsitzenden Christoph Malz, unserem Ratsherrn Tobias Bosselmann und unserer Sachkundigen Bürgerin Patricia Podolski gestartet hatte.

An der Gestaltung beteiligt

„Wie das Erinnerungszeichen aussehen soll, wird gemäß unserem Antrag gemeinsam mit Vertreter*innen der Gemeinschaft von Sinti und Roma entschieden“, erklärt Tobias Bosselmann. Auch das sei ein wichtiges Signal – für das gemeinsame Gedenken ebenso wie für das aktuelle Zusammenleben.

Recherchen von Ralph Klein

„Es sind die verdienstvollen Recherchen des Witteners Ralph Klein, durch die wir von dem furchtbaren damaligen Geschehen erfahren haben“, bekräftigt Christoph Malz. Quellen aus dem Stadtarchiv hätten die Basis für die Arbeit des Wittener Historikers gebildet.

Von der Kripo in den Viehwaggon

„Die Männer, Frauen und Kinder wurden am Morgen des 9. März 1943 aus dem so genannten Zigeunerlager im Dorneywald geholt und zur Wittener Kripo in die Poststraße 1 gebracht“, nennt die Sozialdemokratin Patricia Podolski Einzelheiten zum Geschehen. Von dort aus seien sie dann nach Bochum gebracht worden, wo der Deportationszug bestehend aus Viehwaggons nach Auschwitz startete.

Versteigerung der Besitztümer

„Die Festsetzung in Witten ist vor den Augen der unmittelbaren Nachbar*innen geschehen“, berichtet Paulina Saelzer. Zudem habe die anschließende Versteigerung der zurückgelassenen Besitztümer im Dorney-Lager unter reger Beteiligung von Wittener Bürger*innen stattgefunden.

Geschehen blieb nicht unbemerkt  

„Es war also nicht so, dass niemand etwas davon mitbekommen hat“, bekräftigt Tobias Bosselmann. Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma dürfe nicht in Vergessenheit geraten.

Mit Information gegen den Hass

„Stattdessen erleben wir aktuell, wie sich der Hass gegen Sinti und Roma und andere Minderheiten immer mehr verbreitet und immer gewalttätiger wird“, nennen  die SPD-Politiker*innen einen weiteren wichtigen Beweggrund für ihre Initiative. Sie möchten mit Information und dem gemeinsamen Erinnern dagegen angehen.

Dauerhaftes Zeichen

Das erste Signal dazu sei im März dieses Jahres mit einer Gedenkveranstaltung im Dorneywald gesetzt worden: „Das Erinnerungszeichen folgt nun als angemessenes, dauerhaftes und unübersehbares Zeichen für das kommunale Gedächtnis.“

Bild von Marie Sjödin auf Pixabay

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