Smartphone taugt nicht für digitalen Unterricht  

Die Corona-Pandemie hat den Schulunterricht digitalisiert und nach Hause verlagert. Das ist eine gute Alternative, doch sie ist noch längst nicht ausgereift.  „Je länger die Krise anhält, um so wichtiger ist es, die Probleme des digitalen Unterrichts zu lösen“, plädiert unsere schulpolitische Sprecherin Dr. Birte Güting jetzt für ein schnelles Handeln. Die Ratsfrau weist vor allem auf ein großes praktisches Hindernis hin: „Es haben längst nicht alle Kinder einen PC oder ein mobiles Endgerät, mit dem sie die digital bereitgestellten Unterrichtsmaterialien bearbeiten können.“  Ein Smartphone tauge dafür nicht. Der heimische PC werde jedoch aktuell  eher von den Eltern für deren Home Office-Arbeit  benötigt und sei belegt.

Die Geräte sind teuer

In dieser Situation boome natürlich der  Absatz geeigneter mobiler Geräte für den Nachwuchs. „Eine solche Anschaffung können sich aber längst nicht alle Eltern leisten“, weiß die Sozialdemokratin, die selbst ein Bochumer Gymnasium leitet. Sie fordert daher: „Familien mit geringem Einkommen  müssen dafür jetzt Gelder aus dem Bildungs- und Teilhabegesetz (BuT) erhalten.“ In manchen Bundesländern werde das offenbar schon länger so gehandhabt. Auch Nordrhein-Westfalen müsse das spätestens in der aktuellen Notsituation ermöglichen.

Eine Frage der Bildungsgerechtigkeit

Mit einem dringenden Appell hat sich Dr. Birte Güting daher jetzt an unsere Landtagsabgeordnete Dr. Nadja Büteführ  sowie unseren Bundestagsabgeordneten Ralf Kapschack gewendet und  die Abgeordneten um Unterstützung  für  ihren Vorstoß gebeten.   „Regelmäßig werden hier Klassenfahrten aus dem BuT-Topf finanziert. Dabei ist es doch viel wichtiger, das Geld in die grundsätzliche Arbeitsfähigkeit der  Schülerinnen und Schüler  zu investieren. Das ist eine zentrale Frage der Bildungsgerechtigkeit.“

Unbürokratische Hilfe

Diese sei ohnehin längst nicht überall gleich stark ausgeprägt und hänge von der Finanzkraft der Kommunen ab. So könne es sich etwa die Landeshauptstadt Düsseldorf leisten, ihren Schülern ipads zur Verfügung zu stellen –  was in der aktuellen Krisensituation sehr hilfreich sei. „In Witten ist wie in den meisten anderen Städten NRWs daran nicht zu denken“, stellt die schulpolitische Sprecherin klar.

Sie kann sich jedoch gut vorstellen, dass die Wittener Schulen dazu in der Lage wären,  auf der Grundlage ihrer vorhandenen digitalen Konzepte den betroffenen Familien schnell und unbürokratisch Bescheinigungen für den Bedarf konkreter Geräte auszustellen. „Sollten die erforderlichen Genehmigungen der Stadtverwaltung  in der Krise auf sich warten lassen, könnten die Fördervereine der Schulen oder auch die Eltern selbst das Geld für die Geräte möglicherweise vorstrecken“, ergänzt die engagierte Pädagogin.

Die Benachteiligung vergrößert sich 

In der aktuellen Krise zeige sich, dass es bei der Digitalisierung von Schule auch noch andere unerledigte Baustellen gebe: „ Die Kolleg*innen setzen zur Zeit ihre privat finanzierten Geräte ein, um Material bereitzustellen. Es fehlt die notwendige Ausstattung mit Dienstgeräten.“  Damit seien auch wichtige Fragen des Datenschutzes verbunden, die dringend gelöst werden müssten.

Viel schlimmer sei jedoch, dass  die Schüler*innen aus einkommensschwachen Familien sich die erforderliche technische Ausstattung nicht leisten können und so aktuell noch weiter ins Hintertreffen gerieten.  Sie könnten schließlich schon im normalen Schulalltag weniger als andere auf die Hilfe ihrer Eltern  zählen: „Das ist ungerecht, und das treibt mich am meisten um“, sagt Birte Güting.

(Bild von colourbox auf spd.de)

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