Hier fließt der Pleßbach schon in seinem natürlichen Bett.
Fehlende Kapazitäten bei allen Beteiligten und eine „schwierige gesetzliche Gemengelage“ sind nach Angaben des Bürgermeisters der Grund dafür, dass die Renaturierung des Pleßbachs im Hammertal noch nicht in Sicht ist. Das erfuhr unser Ratsherr Martin Kuhn durch eine gemeinsame Anfrage mit unserem Fraktionsvorsitzenden Dr. Uwe Rath.
Ziel war 2027
Bis 2027 sollte die Wiederherstellung naturnaher Lebensräume an Gewässern eigentlich abgeschlossen sein. „Die Wasserrahmenrichtlinie der EU aus dem Jahr 2000 gibt schließlich vor, dass bis dahin alle Gewässer in einen guten Zustand überführt sein sollen“, erläutert Martin Kuhn.
Modell für den Hochwasserschutz
Doch wie die Stadtverwaltung nun einräumte, ist „nicht absehbar“, dass die Zielvorgabe in diesem Bereich eingehalten werden kann. Georg Klee, Kreistagsabgeordneter unserer Partei und gleichzeitig Sachkundiger Bürger unserer Wittener Ratsfraktion, hat dazu ergänzend von der Kreisverwaltung als federführender Behörde erfahren, dass deren Wirtschaftsplan eine deutliche Verzögerung der Renaturierung des Pleßbachs vorsieht.
Verlängerung bis 2039
Er erläutert: „Ein guter ökologischer Zustand soll im Wittener Bereich demnach bis 2039 erreicht werden. Das Hattinger Umfeld des Pleßbachs befindet sich wohl ohnehin schon in einem relativ guten Zustand.“ Begründet habe der Kreis diese Entscheidung mit der drohenden Überforderung der nichtstaatlichen Kostenträger, zudem sei eine zeitliche Streckung der Kosten erforderlich.
Schon 2021 nachgehakt
Bereits 2021 hatte Martin Kuhn gemeinsam mit der Fraktion der Grünen bei der Stadtverwaltung nachgehakt und erfahren, dass noch kein realistischer Umsetzungsfahrplan benannt werden konnte. „Vor allem muss für den Hochwasserschutz zunächst ein Niederschlag-Abfluss-Modell (N/A-Modell) für das gesamte Einzugsgebiet des Gewässers erarbeitet werden“, betonte der Bürgermeister damals. Zuständig sei die Kreisverwaltung, doch diese hatte die Untersuchung damals noch nicht in Auftrag gegeben.
Planungsgrundlage fehlt
„Sie liegt immer noch nicht vor, sodass eine wesentliche Planungsgrundlage leider nach wie vor fehlt“, musste Ratsherr Martin Kuhn nun feststellen. Georg Klee kann nach Rücksprache mit der Kreisverwaltung jedoch erläutern, was die nächsten Schritte zur Erarbeitung des N/A-Modells sein werden: „Am Pleßbach müssen Messstellen eingerichtet werden. Nur so können ja die Niederschläge und Abflüsse richtig erfasst werden.“
Aufbau von Messstellen
Diese Arbeiten sollten im Rahmen des kreisweiten Messnetzes angegangen werden und könnten sich am Aufbau des Messnetzes an der Elbsche orientieren: „Das Projekt dort wird noch in diesem Jahr abgeschlossen.“ Vor einem Start am Pleßbach seien allerdings noch Abstimmungsgespräche mit den Städten Witten und Sprockhövel sowie der Autobahn GmbH erforderlich. Vor allem aber mit der Bezirksregierung als Fördermittelgeber.
Städteübergreifendes Einzugsgebiet
Auch der Bürgermeister verweist darauf, dass durch das städteübergreifende Einzugsgebiet des Pleßbachs zahlreiche Absprachen zwischen den Beteiligten nötig seien, was zur Verzögerung beitrage: „Die erforderliche Planung ist sehr umfangreich und die Umsetzung allein der in Witten angedachten Maßnahmen macht keinen Sinn.“
Maßnahmen liegen auf Eis
Konkret hatte die Stadt fünf Hochwasserschutz-Maßnahmen für das Hammertal ins Auge gefasst, deren Umsetzung nun auf Eis liegt. Dazu gehören die Einrichtung eines Rechenfeldes auf Höhe der Firma Karger, eine Rückhaltung im Bach oberhalb des Straßendamms an der Uhlenbruchstraße und der Bau eines Notwasserweges aus dem Bereich ehemaliger Sportplatz/Maisfeld.
Einige Vorarbeiten sind erledigt
„Die frühere Sportplatzfläche selbst ist bereits renaturiert und die Pflugrichtung auf dem Maisfeld wurde geändert“, berichtet Martin Kuhn von kleinräumigen Maßnahmen, die schon vollzogen werden konnten. Für weitergehende Maßnahmen seien in diesem Zusammenhang später auch noch Grundstücksfragen zu klären.
„Große Herausforderungen“
Wenn das N/A-Modell vorliegt, sind aus Wittener Sicht noch große Herausforderungen zu bewältigen, bevor die Renaturierung beginnen kann. Die Stadt verweist konkret auf die Koordinierung, Abwicklung und Finanzierung der Maßnahmen sowie auf den finanziellen Interessenausgleich und interkommunale Verträge. Erst wenn das alles geklärt sei, könnten Förderanträge zur Umsetzung der Renaturierung gestellt werden.
Ungereinigtes Autobahn-Abwasser
Für Martin Kuhn ist dabei ein Aspekt dann besonders interessant: die Beteiligung der Autobahn GmbH: „Denn wie ich aus der Antwort auf meine Anfrage erfuhr, leitet sie entlang des Pleßbachs ungereinigtes Straßenabwasser der A 43 in viel zu großen Wassermengen in den Bach ein. Viele dieser Einleitungen entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik und müssen angepasst werden.“